Erinnerung

Zuletzt geändert

13/8/2025

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Zahlungserinnerung richtig schreiben: Der vollständige Leitfaden für deutsche KMU

Eine Zahlungserinnerung ist der erste informelle Schritt im Forderungsmanagement, wenn eine Rechnung nach dem Fälligkeitstermin unbezahlt ist. Wie die neuesten Erkenntnisse der Coface-Studie 2024 zeigen, haben 78 Prozent der deutschen Firmen mit Zahlungsverzug zu kämpfen; das durchschnittliche ausstehende Forderungsvolumen beläuft sich auf 23.600 Euro pro Schuldner. Dieser Leitfaden erklärt Ihnen genau, wie Sie Zahlungserinnerungen im professionellen Stil erstellen, welche rechtlichen Grundlagen zu beachten sind und wie Sie den Prozess automatisieren können.

Erfahren Sie alles über die wichtigen Unterschiede zwischen Zahlungserinnerung und Mahnung, erhalten Sie eine Vorlage aus der Praxis und entdecken Sie moderne Automatisierungsmöglichkeiten. Die richtige Strategie schützt Ihre Liquidität und bewahrt gleichzeitig wertvolle Kundenbeziehungen.

Der rechtliche Rahmen: Zahlungserinnerung versus Mahnung Eine Zahlungserinnerung hat rechtlich die gleiche Funktion wie eine Mahnung gemäß § 286 BGB, solange sie den Schuldner klar zur Zahlung auffordert. Der Hauptunterschied besteht in der Formulierung und dem Tonfall – eine Zahlungserinnerung wirkt freundlicher und weniger konfrontativ.

Ein Schuldner gerät durch eine Mahnung in Verzug, gemäß § 286 Abs. 1 BGB. Die Mahnung sollte nach Fälligkeit erfolgen und klar die Zahlung anfordern. Im Geschäftsverkehr zwischen Unternehmern tritt der Verzug automatisch 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang der Rechnung ein, auch ohne dass eine Mahnung erfolgt (§ 286 Abs. 3 BGB).

Die rechtlichen Konsequenzen einer wirksamen Zahlungserinnerung beinhalten Verzugszinsen gemäß § 288 BGB (5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz für Verbraucher, 9 Prozentpunkte für Unternehmer), den Ersatz von Verzugsschäden nach § 280 Abs. 2 BGB sowie im B2B-Bereich eine Mahnpauschale von 40 Euro nach § 288 Abs. 5 BGB. Die Folgen treten ein, egal ob Sie das Schreiben als Zahlungserinnerung oder Mahnung bezeichnen.

Die besten Zeitpunkte für Zahlungserinnerungen Der Erfolg Ihrer Zahlungserinnerung hängt vom richtigen Zeitpunkt ab. Senden Sie die erste Erinnerung 3 bis 5 Tage nach dem Ablauf des Zahlungsziels. Die kurze Karenzzeit berücksichtigt die Banklaufzeiten und stellt sicher, dass es keine Überschneidungen mit Zahlungen gibt, die bereits initiiert wurden.

[VISUAL: Timeline with marked events for invoicing, payment target, payment reminder, 1st reminder, 2nd reminder]

Eine Frist von 7 bis 10 Tagen für die neue Zahlung ist empfehlenswert. In diesem Zeitraum hat der Schuldner ausreichend Gelegenheit, die Zahlung zu leisten, ohne dass Ihr Forderungsmanagement dadurch unnötig verzögert wird. Dabei sind Wochenenden und Feiertage einzubeziehen.

Die Eskalationsstufen sind klar strukturiert: Nach einer erfolglosen Zahlungserinnerung erfolgt nach 7 Tagen die erste Mahnung, dann nach weiteren 10 Tagen die zweite Mahnung und schließlich nach 7 Tagen die letzte Mahnung mit der Ankündigung, rechtliche Schritte einzuleiten oder die Forderung an ein Inkasso-Unternehmen zu übergeben.

Pflichtangaben und Aufbau einer rechtssicheren Zahlungserinnerung Ihre Zahlungserinnerung muss unbedingt alle Firmendaten, einschließlich Anschrift und Kontaktdaten, sowie die vollständigen Kundendaten mit korrekter Anschrift enthalten. Die Betreffzeile sollte klar und eindeutig sein, wie etwa "Zahlungserinnerung zu Rechnung Nr. 2025-1234".

Im Hauptteil beziehen Sie sich auf die ursprüngliche Rechnung, indem Sie die Rechnungsnummer, das Rechnungsdatum und den offenen Betrag inklusive Mehrwertsteuer angeben. Die neue Zahlungsfrist wird mit einem festen Datum benannt, nicht mit einer relativen Angabe.  Bitte ergänzen Sie Ihre aktuellen Bankverbindungen (IBAN und BIC).

Der Hinweis auf einen möglichen Zahlungseingang ("Sollte sich Ihre Zahlung mit diesem Schreiben überschneiden...") sorgt dafür, dass keine Irritation entsteht, falls bereits gezahlt wurde. Fügen Sie eine Kopie der Originalrechnung bei, da sie eventuell verlegt wurde oder nie beim Empfänger angekommen ist.

Entwurf für eine professionelle Zahlungserinnerung Betreff: Zahlungserinnerung – Rechnung Nr. [Nummer] vom [Datum]

Hallo [Name],

Während wir unsere offenen Posten durchgesehen haben, ist uns aufgefallen, dass die Rechnung Nr. [Nummer] vom [Datum] über [Betrag] EUR noch nicht bezahlt wurde. Das Zahlungsziel, das wir am [Datum] vereinbart haben, ist bereits überschritten.

Bitte überweisen Sie den ausstehenden Betrag bis zum [neues Datum] auf folgendes Konto:

Kontoinhaber: [Ihre Firma] IBAN: [Ihre IBAN] BIC: [Ihre BIC] Verwendungszweck: Rechnung [Nummer]

Eine Kopie der betreffenden Rechnung haben wir zu Ihrer Information angehängt. Bei Fragen zur Rechnung oder wenn Sie eine Ratenzahlung vereinbaren möchten, erreichen Sie uns unter [Telefonnummer] oder [E-Mail].

Sollte Ihre Zahlung sich mit diesem Schreiben überschneiden, können Sie diese Erinnerung ignorieren.

Freundliche Grüße [Unterschrift]

Formulierungsvarianten je nach Kundenbeziehung Bei langjährigen Stammkunden ist ein persönlicherer Ansatz angebracht: "Während unseres monatlichen Kontenabgleichs ist uns aufgefallen, dass Ihre Zahlung für die Rechnung [Nummer] noch aussteht. Es ist bestimmt ein Fehler passiert. "Wir freuen uns, Ihren Zahlungseingang bis zum [Datum] zu sehen."

Für Neukunden bleiben Sie formeller: "Unsere Aufzeichnungen zeigen, dass die Rechnung Nr. [Nummer] vom [Datum] noch nicht beglichen wurde. "Bitte begleichen Sie den offenen Betrag von [Summe] EUR innerhalb von 7 Tagen."

Wenn Zahlungsverzögerungen sich wiederholen, werden Sie klarer: "Leider müssen wir erneut feststellen, dass die Zahlung für Rechnung [Nummer] noch aussteht. Um weitere Maßnahmen zu verhindern, bitten wir Sie dringend, bis [Datum] zu zahlen. Andernfalls müssen wir die Forderung an unsere Rechtsabteilung weiterleiten."

Digitale Automatisierung des Mahnwesens Zahlungserinnerungen werden durch moderne Buchhaltungssoftware erheblich automatisiert. Die Software überwacht automatisch die Zahlungseingänge, erkennt überfällige Rechnungen sofort und verschickt Zahlungserinnerungen nach festgelegten Regeln.  Der Versand erfolgt per E-Mail und beinhaltet eine rechtssichere Zustellbestätigung.

E-Rechnungen einzuführen, beschleunigt den gesamten Ablauf. Ab 2025 wird es schrittweise verpflichtend, im B2B-Bereich elektronische Rechnungen zu nutzen. Sie erlauben den automatischen Abgleich von Zahlungen, die sofortige Erkennung von Zahlungsverzug und die nahtlose Integration in ERP-Systeme.

Plattformen wie InformerOnline haben zusätzlich KI-gestützte Funktionen, die Zahlungsausfallprognosen erstellen, automatische Bonitätsprüfungen vor der Auftragsannahme durchführen und mehrstufige Eskalationsprozesse anbieten. Durch die Reduzierung von Zahlungsausfällen und die Einsparung von Arbeitszeit amortiert sich die Investition in solche Systeme schnell.

Rechtliche Fallstricke umgehen
Keine überhöhten Mahngebühren ohne vertragliche Grundlage! Die Vereinbarung über Gebühren muss in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) oder im Vertrag erfolgen. Die pauschale Mahngebühr von 40 Euro im B2B-Bereich gilt nur, wenn ein Verzug eingetreten ist.

Setzen Sie niemals mit Konsequenzen drohen, die Sie nicht umsetzen können oder werden.  Selbst Äußerungen wie "Strafanzeige" oder "Insolvenzantrag" ohne echte Absicht dahinter können als Nötigung angesehen werden. Bleiben Sie bei sachlichen Hinweisen zu möglichen rechtlichen Schritten.

Verjährungsfristen von grundsätzlich drei Jahren sind zu beachten. Die Frist beginnt am Ende des Jahres, in dem die Fälligkeit war. Die Verjährung wird durch eine Zahlungserinnerung nicht unterbrochen; nur ein gerichtlicher Mahnbescheid oder die Klageerhebung können dies tun.

Alternative Kommunikationswege Ein Anruf vor der schriftlichen Zahlungserinnerung ist bei guten Kundenbeziehungen besonders empfehlenswert. Ein kurzer Anruf ist die beste Lösung, um Missverständnisse sofort zu klären, direkte Lösungen zu finden und die persönliche Beziehung zu bewahren.

Der Versandweg wird durch die vorherige Kommunikation bestimmt. Für digitale Geschäftsbeziehungen ist E-Mail geeignet, während der Brief per Einschreiben für wichtige Kunden oder hohe Beträge genutzt werden sollte. Halten Sie jeden Versand für spätere Nachweise fest.

Falls der Kunde Schwierigkeiten hat, die Zahlung zu leisten, stimmen Sie Ratenzahlungen oder ein verlängertes Zahlungsziel ab.  Mit einer Anzahlung verringern Sie Ihr Risiko. Erwägen Sie Factoring als Option statt des traditionellen Mahnwesens.

Kennzahlen zur Bewertung des Erfolgs
Behalten Sie die Quote der Zahlungen nach erster Zahlungserinnerung im Auge. Alles über 60 Prozent ist schon als gut zu werten. Die durchschnittliche Zahlungsdauer (DSO - Days Sales Outstanding) sollte 45 Tage nicht überschreiten.

Die Mahnquote (Anteil gemahnter Rechnungen) signalisiert bei über 20 Prozent, dass man handeln sollte. Untersuchen Sie die Ausfallquoten der verschiedenen Kundengruppen und justieren Sie Ihre Zahlungsbedingungen entsprechend.

Ermitteln Sie die Kosten des Mahnwesens für jeden Euro, den Sie eingefordert haben. Die Kosten werden durch Automatisierung erheblich gesenkt. Durch den Vergleich mit Branchenwerten mittels Benchmarking lassen sich Optimierungspotenziale erkennen.

Wichtige Erkenntnisse Zahlungserinnerungen gelten rechtlich als Mahnungen: Unabhängig vom Namen lösen sie bei einer klaren Zahlungsaufforderung einen Verzug aus.

Timing ist alles: Erinnern Sie 3-5 Tage nach Fälligkeit und setzen Sie eine neue Frist von 7-10 Tagen.

Alles muss vollständig sein, um die Wirksamkeit zu garantieren: Alle Pflichtangaben sind erforderlich, und legen Sie immer eine Rechnungskopie bei.

Der Ton ist entscheidend: Justieren Sie die Formulierung in Bezug auf die Kundenbeziehung und die Zahlungshistorie.

Die Automatisierung bringt Vorteile: Mit zeitgemäßer Software verringern sich Aufwand und Zahlungsausfälle erheblich.

Rechtssicherheit hat Priorität: Verzichten Sie auf überzogene Drohungen und nicht vereinbarte Gebühren.

Die regelmäßige Nutzung von professionellen Zahlungserinnerungen ist der Schlüssel zu Ihrer Liquidität.  Eine ausgewogene Mischung aus Freundlichkeit und Bestimmtheit ist der Schlüssel, um Kundenbeziehungen zu erhalten und Zahlungsausfälle zu reduzieren.  Setzen Sie auf automatisierte Prozesse – sie sind schnell rentabel, wenn man bedenkt, dass eine Ausfallquote von durchschnittlich 2 Prozent den Jahresumsatz erheblich beeinträchtigt.

Erinnerung, Mahnung und Mahnungssstufen
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